Hacienda La Nueva Pubenza
Das Unternehmen

Das 1969 gegründete Familienunternehmen wird bereits in dritter Generation durch die Familie Laniado Castro geführt. Einst war der Ort El Cambio ein Warenlager am Rande der Bahngleise vor den Toren der Stadt Machala. Dank der Arbeit der Familie Laniado hat El Cambio heute ein höheres Entwicklungsniveau als vergleichbare Orte in der Umgebung. Die Hacienda La Nueva Pubenza hat es geschafft, sich zu diversifizieren und durch viele Initiativen (z. B. Reifekammern und die Produktion von Proteinen und Honig) Arbeitsplätze zu schaffen, Machala mit zu entwickeln und neue Maßstäbe für wirtschaftlichen Fortschritt zu setzten

Das Unternehmen erhielt im Jahr 2018 das „Level A“ der Rainforest Alliance Zertifizierung und ist damit die erste Bananenplantage in Ecuador mit einer solchen Auszeichnung.

Bananenproduktion und Infrastruktur

Die Bananen auf der Hacienda La Nueva Pubenza, hauptsächlich die Sorten „Gros Michel“ und „Cavendish“, werden nach hohen Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards kultiviert. Das gesamte Erntevolumen wird auf zwei Märkte verteilt: Europa und Ecuador. Der europäische Markt wird mit grünen, noch unreifen Bananen in den bekannten 18,14 kg Bananenkisten beliefert. Der lokale Markt wird von der Schwesterfirma Corporación Lancofruit bedient. Lancofruit betreibt eine Reiferei, die sich auf dem Gelände der Hacienda La Nueva Pubenza befindet. Hier werden die noch grünen Früchte gereift und anschließend in 13 kg Kisten an lokale Supermärkte verkauft.

Die Finca möchte durch Spitzentechnologie in der Infrastruktur sowie landwirtschaftliche Praktiken einer der führenden Produzenten von nachhaltigen Bananen werden. Bewässerungs- und Entwässerungssysteme, das Seilbahntransportsystem sowie die Verpackungsanlage sind mit modernen, energieeffizienten Technologien umgesetzt worden.

 

Soziales Engagement

Das Unternehmen ist eng mit der Stiftung „Humana Pueblo a Pueblo“ (http://www.humana-ecuador.org/) verbunden. Zusammen haben sie eine Reihe von Programmen implementiert, um die Lebensqualität von Farm-Mitarbeitern und ihren Familien zu verbessern.  Auf der Finca gibt es ein Zentrum für medizinische Prävention, geführt von einem Arzt und einer Krankenschwester. Außerdem wurde ein kleiner Supermarkt für die Mitarbeiter aufgebaut, der ein auf den Bedarf der Mitarbeiter zugeschnittenes subventioniertes Sortiment führt. Die Angestellten können ihre Einkäufe auch per Handy oder mit einem Bestellformular bestellen.

Engagement für die Umwelt

Das Umwelt-Engagement des Unternehmens ist allgegenwärtig. Marcel Laniado sagt: „Nachhaltigkeit ist nicht etwas Kurzfristiges, sie muss langfristig messbar sein“ (“la sostenibilidad no es algo efímero, debe ser medible”). Aus diesem Grund wurde eine Reihe von Indikatoren entwickelt, die es ermöglichen, die Erfolge zu messen und die verschiedenen Säulen der Nachhaltigkeit (Ökologie, Ökonomie, Soziales) gleichwertig zu berücksichtigen. Im Jahr 2017 wurde mit der Ausweitung von Pufferzonen begonnen. Auf 4,25 Hektar wurde die heimische Baumart Guayacán Blanco gepflanzt. Diese Anpflanzung bildet heute einen natürlichen Korridor zwischen der Hacienda und der angrenzenden Straße. Darüber wurden hinaus auf der Hacienda mehr als 8.000 Bäume unterschiedlicher Arten gepflanzt. Zusätzlich ermöglicht die in der Finca installierte Wassermanagement-Infrastruktur, dass das Bewässerungswasser sowie das Wasser, welches in der Packstation verwendet wird, zu 100% wiederaufbereitet und die Bananenplantage somit zu rund 60% mit recyceltem Wasser bewässert werden kann. Besonderes Augenmerk wird auf die Reduktion von Abfall gelegt. Optimale landwirtschaftliche Praktiken und engmaschige Qualitätskontrollen sorgen dafür, dass nur wenige Früchte aussortiert werden müssen. Die Früchte, die keine Exportqualität erreichen, werden für kleine lokale Läden selektiert. Die restlichen Bananen werden nach dieser letzten Auswahl an eine Firma zur Herstellung von Bananenpüree verkauft. Organischer Abfall der Farm wird zur Fütterung von Fliegenlarven verwendet, die wiederum als Futtermittel und Proteinlieferant in den ortsansässigen Aquafarmen eingesetzt werden. Die Hacienda La Nueva Pubenza arbeitet kontinuierlich an der Reduktion des Pestizideinsatzes.  Die Anzahl der Ausbringungen von Fungiziden gegen die für Bananenplantagen gefährlichen Pilzkrankheit Sigatoka Negra wurde deutlich reduziert. Nematizide und Herbizide kommen auf der Hacienda La Nueva Pubenza bereits nicht mehr zum Einsatz.

Herausforderungen und Erfolge

Dem Unternehmen ist es gelungen, sich als regionale Referenz in der Provinz Oro zu positionieren. Die Laniado Familie gilt als positives Beispiel für eine Bananenproduktion mit hohen Standards für Qualität und Nachhaltigkeit. Sie möchte auch in Zukunft hervorragende Arbeit leisten und ihre Position als lokaler Marktführer für nachhaltige Landwirtschaft festigen. Das Management sagt, „wir sind vorrangig nicht im Bananengeschäft, sondern im Bereich der lokalen Entwicklung tätig“.

Im Rahmen des gemeinsamen Kooperations-Projekts „Nachhaltige Banane“ hat der Vorzeigebetrieb folgendes erreicht:

Thema Biodiversität

    • Monitoring: Es gibt eine Liste der häufigsten Vogelarten (17), Amphibien (3), Reptilien (7), Säugetiere (3) und Bäume (70). Diese Liste wurde im März 2019 von einem Umweltingenieur aktualisiert, der auch für das Managementsystem verantwortlich ist. Darüber hinaus werden Mitarbeiter in das Monitoring einbezogen, es gibt Infoveranstaltung zur Artenerkennung, Beobachtungsmethodik und Populationsüberwachung vor Ort. Die Mitarbeiter melden im Feld besichtete Arten im Büro. Außerdem gibt es ein Projekt für die Verlagerung von Taubennestern aus Stauden, die abgeerntet werden. Neue Nistplätze werden gelb markiert und dokumentiert.
    • Die Hacienda ist Lebensraum für Arten, die als gefährdet gelten. Dazu gehört z.B. der Zwergleguan (Enyalioides heterolepis), die Schienenechse (Callopistes flavipunctatus), die falsche Korallenotter (Micrurus bocourti) und das Zwergeichhörnchen (Microsciurus simonsi). Für den besonderen Schutz der Arten werden Personalschulungen durchgeführt.
    • In verschiedenen Bereichen fanden Aufforstungen statt. Insgesamt wurden in den letzten Jahren über 8000 Bäume unterschiedlicher Arten (Guayacán, Sotacaballo, Balsa, Mangostan, Sapodilla, Mandel, Akazie und Niguitos) gepflanzt, einige davon sind Futterbäume für Vogel- und Insektenarten.
    • 4,7% der Gesamtfläche – das entspricht 4,8ha – sind aufgeforsteter durchgängiger Biokorridor, der hauptsächlich ein Reservoir für Vögel der Region darstellt.
    • Der Betrieb entwickelte ein Honigprojekt. Derzeit befinden sich 30 Bienenstöcke in der Nähe des Hauptbüros. Das Gebiet ist durch Vegetationsbarrieren geschützt. Zur Honiggewinnung werden automatische Erntesysteme eingesetzt. Die Ernte wird mit Mitarbeitern und Gesellschaftern des Betriebs geteilt.
    • Es gibt zwei Insektenhotels im Garten in der Nähe der Packstation.
    • 2018 wurde in zwei Kanälen die Wasserqualität durch biotische Indexproben analysiert.  Die Studie erfasste 6 Gattungen Makroinvertebraten aus 5 Familien, was als mittlere Diversität bewertet werden kann.

Thema Klima:

    • Der Betrieb setzt diverse Ma
    • ßnahmen für die Reduktion des Klimafußabdrucks um, z.B. Installation von Solarpanelen, effizienter Technologien, Düngung ausschließlich über Fertiriego (Reduziert die Verdunstung von Stickoxiden) und umfangreiche Aufforstungen. 

Thema Boden und Wasser:

    • Boden- und Blattanalysen sind Grundlage für das Düngeprogramm
    • Etwa 10% der Düngung erfolgt organisch, u.a. durch das Ausbringen von gehackten Pflanzenresten, insbesondere in sandigen Gebieten, und selbsthergestellten organischem Flüssigdünger, der präzise über das Bewässerungssystem ausgebracht wird.
    • Es werden keine Herbizide eingesetzt, „Unkraut“ wird ausschließlich mechanisch entfernt. Auf neu angelegten Bereichen ist der Boden mit lebenden Bodendeckern bepflanzt, in anderen Bereichen mit Pflanzabfällen, um die Erosion zu reduzieren.  Alle Kanäle sind mit Sotacaballo und Akazienarten bepflanzt.
    • Eine Wurzelanalyse 2019 ermittelte durchschnittliche Nematodenpopulationen von Radophulus Similis. Derzeit wendet der Betrieb keine chemischen Nematizide an. Alternativ werden Mikroorganismen wie Trichoderma, Beauveria Bassina und Paecilomyces verwendet, die über die Bewässerung ausgebracht werden.
    • Der Betrieb setzt auf traditionelle Einbeutelung, experimentiert seit 2019 aber mit einer natürlich abbaubaren Mikroporen-Abdeckung.
    • Es gibt eine Wetterstation, die Daten verschiedener atmosphärischer Variablen (Niederschlag, Verdunstung, gefühlte Temperatur, Wind, Sonneneinstrahlung und Tau) auf automatisierte Weise analysiert. Die Informationen sind Grundlage für die Bewässerungsmenge und -Zeit.
    • Das Team nutzt neben Feldproben auch meteorologische Daten, um das Auftreten des Sigatoka Negra zu analysieren und prognostizieren und entsprechend Sprühzyklen aus der Luft möglichst gering zu halten.
    • Wasser der Entwässerungskanäle wird in einen Stausee geleitet und für Bewässerung wiederverwertet, auch das Wasser der Packstation wird wiederaufbereitet und recycelt.

Thema Mitarbeiter und Familien:

    • Die Hacienda Nueva Pubenza verfolgt ethische Richtlinien, die Nichtdiskriminierung festlegt. Der Betrieb stellt im Rahmen der Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen (Artikel 42 / Ziffer 33 des Arbeitsgesetzbuchs) Personal mit einer Behinderung (4%) ein, um den diskriminierungsfreien Zugang zur Beschäftigung zu gewährleisten.
    • 27% des Teams sind Frauen, vier Frauen arbeiten in der Administration. Frauen werden für gleiche Arbeit gleich entlohnt und haben den gleichen Zugang zu allen betrieblichen Angeboten und Leistungen wie Männer.
    • Der Betrieb ist gut vernetzt und kooperiert mit diversen Organisationen. Er ist Mitglied des Netzwerks „Agroban“, der Landwirtschaftskammer angeschlossen und steht im Austausch mit öffentlichen Institutionen wie dem Landwirtschafts- und dem Gesundheitsministerium. 3 Cent jedes produzierten Bananenkartons werden an die gemeinnützige Organisation „Fundación Humana“ gespendet und in Umwelt- und Sozialprogramme mit umliegenden Gemeinden investiert.
    • In Zusammenarbeit mit der Fundación Humana wird das Projekt „“Banana Family Welfare““ durchgeführt, das Arbeiterinnen und Frauen aus umliegenden Gemeinden schult durch Initiativen wie Biogärten, Recycling-Workshops und Ernährungskurse. Es werden medizinische Präventionsangebote zu Gebärmutterhalskrebs umgesetzt, außerdem wird in Zusammenarbeit mit der „Beautiful Family Action Group“ eine Gemeindebank aufgebaut.
    • Der Betrieb beschäftigt sich intensiv mit sozialen und kommunalen Themen und führt Bildungsprogramme mit nahen gelegenen Schulen durch:
      • Enriqueta de Wind de Laniado-Schule: Umweltschutz und Abfallreduktion, Aufbau von Schulgärten. Die Schule würde gerne Schüler für kleine Projekte und Praktika auf die Farm schicken, dies ist allerdings rechtlich nicht möglich.
    • Anorganischer Abfall wird von Koordinatoren gesammelt. Zum Thema Abfall und Recycling werden folgende Aktionen mit angrenzenden Gemeinden durchgeführt:
      • Kompostherstellung zur Verwendung in Hausgärten mit den Frauen der Gemeinde El Cambio
      • Upcycling-Workshop aus Altflaschen
      • Infoveranstaltungen zum Thema Abfall durch die Firma EIA (Environmental Impact Studies)
    • Lebensmittelabfälle gibt es nicht, die exportfähige Ware wird in den eigenen Reifekammern gereift und an nationale Supermärkte verkauft, von anderen Industrien zu Tierfutter, Fruchtsäften und Püree weiterverarbeitet oder gespendet.
    • Schulungen werden regelmäßig durchgeführt, unter anderem gemeinsam mit der Feuerwehr zu Erste Hilfe, Evakuierung und Rettung im Falle von Erdbeben und Bränden.

Impressionen